Barbara Thalheim & Christian Haase

Eintrittspreise

Abendkasse:
19,00 €
Magdeburger Songtage
Sa. 02.05.2015 20:00
Barbara Thalheim & Christian Haase
Krampf der Generationen
Barbara Thalheim und Christian Haase trennen 34 Jahre gelebtes Leben. Und genau darum geht es in "Krampf der Generationen" Oder? Nein! Darum geht es auch.
In Liedern, Dialogen, Monologen und Extempores versuchen Haase und Thalheim sich in ihren Weltsichten und Vorurteilen zu behaupten. Junger Rockpoet gegen Chansonniére im besten Seniorenalter.  


1989, als die DDR implodierte, war Christian Haase neun Jahre alt. Da durften seine Eltern im Leipziger Neubauviertel Grünau noch getrost davon ausgehen, einen künftigen Gymnasiallehrer mit Drahtseilnerven und sicherem Einkommen in die neue Welt zu entlassen. Abitur, Studium, Verbeamtung. Klar! Aber dann schmeißt Haasi hin, schreibt Songs, die er zur Gitarre und wenig später mit hippen groovenden Musikanten vorträgt. Manche Zuschauer sind skeptisch, sagen: Du klingst wie Gundi. Haase weiß gar nicht wer das ist, bzw. war. (Gerhard Gundermann, Singer/Songwriter, Baggerfahrer, 1955-1998)
Aber spätestens 2013 nach seinem 6. Album mit eigenen Songs ist klar: Haase ist kein Wiedergänger des singenden Baggerfahrers aus Hoyerswerda, obwohl er mit dessen ehemaliger Band „Seilschaft“ einer der besten Interpreten von Gundermann-Songs in Deutschland ist. Haase klingt wie Haase. Er schreibt eigene Songs, in denen rostige Schwerter und Kettenhemden noch zur Verteidigung der Zukunft taugen, auch wenn sie im Stau stehen, die besseren Zeiten. Haases Poesie perlt, seine Bilder prägen sich ein: Nur Fledermäuse lassen
sich hängen / Die Irren sind nicht die, die sich irren / Ich hab das Leben zum Fressen gern / Leck mich am Arsch du gute Fee... und obwohl missionieren nicht sein Ding ist, erklärt er
uns in E-r-i-k-a, der ersten richtig imposanten Kriegsarmee, seine Strategie zur Tilgung aller Kriege von diesem Planeten.

1989 schien Barbara Thalheims Künstlerbiografie eigentlich zu Ende geschrieben. Immerhin steht die Liedermacherin bereits seit 1973 mit unterschiedlichen musikalischen Besetzungen auf der Bühne. Biografie bedeutet auch Lebensverlauf. Kann man sich im Leben verlaufen? Kann man!
Thalheim ist inkognito ausgebildete Schlagersängerin und hat in den Siebziger Jahren sogar mal drei Schlager aufgenommen. Einer hieß Frühling in der Schönhauser und wurde 2002 von der Berliner Band Nylon gecovert.
In den 70er und 80er Jahren konnte B. Thalheim ihre Chansons bei der staatlichen Schallplattenfirma AMIGA veröffentlichen. Zeitgleich erschienen ihre Platten bei Polydor im anderen Deutschland.
Thalheim sang über Unverwechselbarkeit, das Aufbegehren gegen gesellschaftliche Vereinnahmung, über ihre Gefühle als Vierzehnjährige, den Abschied von den Eltern, die Angst vor Endgültigkeit und den erreichten Zielen über ihre Sieben Sachen, die sie – wohin? - mitnehmen würde.
Als die Mauer fiel, war sie 42 Jahre alt. Da entließ sie ihre Band und ging 1993 nach Paris. „Ich wollte das tun, was meine westdeutschen Freunde mit Achtzehn tun konnten, die Welt anschauen. Deutschland von außen leben zu können hat mich verändert.“
In ihren heutigen Liedern, auch den heiteren, schwingt oft ein wenig Trauer mit. „Das ist die Traurigkeit die der Erkenntnis folgt, dass das Geschenk der Maueröffnung für meine Generation ein wenig zu spät kam. Kosmopoliten konnten wir Nachkriegskinder nicht mehr werden, dafür waren wir 1989 schlicht zu alt.“
Thalheim hat über 20 Schallplatten und CDs, sowie Bücher und Radiofeatures veröffentlicht. Zweimal erhielt sie den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. Ende 2014 hatte ihr Film-Song-Projekt AlTtag in Berlin Premiere.

Bei ihrem Generationsk(r)ampf  werden Thalheim & Haase durch Bartek Mlejnek, Kontrabass, virtuos unterstützt.